Situative Beinarbeit im Badminton – Teil 2

Lauftechnik taktisch & biomechanisch gedacht – von Diemo Ruhnow. Dieser Artikel erschien ursprünglich in der BADMINTON Sport.

Beinarbeit ist für mich die der entscheidende Schlüssel für Erfolg auf dem Spielfeld. Im ersten Teil haben wir angefangen unter dem taktischen- Ansatz (engl. game-based approach) auf zwei verschiedene Spielsituationen und deren unmittelbare Nachbereitung zu schauen.
 
Spielsituation 1 - Einzel: Der/die Spieler*in hat gerade einen Ball mit Schnitt nah am Netz in der Vorhandecke des/r Gegners*in platziert.
 
Spielsituation 2 – Doppel: Der/die Spieler*in hat sich aus einer zentralen Position im Hinterfeld in die Vorhandecke bewegt und einen Smash ausgeführt.
 
   
 
Dabei geht es um Fragestellungen wie ‚welche Schlagmöglichkeiten hat mein/e Gegner*in‘, ‚wie wahrscheinlich oder wie gefährlich (im Sinne von Zeit- und Raumdruck)‘ oder ‚welche Lösungen möchte ich wie gut decken oder provozieren ‘. Nun beschäftigen wir uns detailliert mit der Frage, welche der verschiedenen gezeigten Lösungen für welche Situation und welchen Gedankengang vorteilhaft sein können.
 
Beschäftigen wir uns zunächst mit der einem Teil der Beinarbeit im Doppel. Hier war die Frage bezogen auf die beiden unterschiedlichen Fotos, welche Schlagplatzierung und/oder welches Spielsystem wird durch welche Landung präferiert würde. 
 
Wir nehmen an, dass das Foto unmittelbar nach der Landung aufgenommen und ein Smash gespielt wurden ist. Auf beiden Fotos ist die Hüftachse parallel zum Netz (untere gelbe Linie), d.h. Hüftstreckung und -rotation haben komplett stattgefunden und die Schlagschulter wurde optimal nach vorne gebracht (obere gelbe Line). Die Schlagschulter ist relativ weiter vorne als die linke Schulter. Die Kraftübertragung von unten nach oben auf Ball und Schläger können optimal stattgefunden haben. Unterschiedlich ist jetzt das Setzen der Beine, insbesondere des Schlagbeines.
 
Bild 1:
 
Landung Hinterfeld 1 Badminton
 
Während in Foto 1 der Fuß seitlich neben dem Körper aufgesetzt wurde, wurde in Foto 2 der Fuß vor dem Körper aufgesetzt und der Stand ist etwas enger. Zu welchen Unterschieden führt dies bzw. was sind die jeweiligen Vorteile?
 
Bild 2:

Landung Hinterfeld 2 
 
Zu Betrachten sind immer die Relationen aus Körperschwerpunkt, sowie Abdruckpunkten und Gewichtsverteilung auf den Füßen, welche auch durch eine Verlagerung des Körperschwerpunktes entsteht. In Foto 1 kann der Spieler nun besonders gut zur Mitte nachbereiten, sich eben vom rechten Bein nach innen, leicht vorne Abdrücken. Dies macht bei den Spielsystemen „Tunnel“ sowie „Indo“ Sinn, wenn der Hinterfeldspieler das gesamte Hinterfeld nach dem Angriff abdecken muss und sich zentral hinter dem Netzspieler positioniert.
 
In Foto 2 durch die lineare Ausrichtung kann der Spieler besser nach vorne rücken, wie dies z.B. im breiten Angriff von Nöten ist oder aber – unabhängig vom Angriffssystem - in der spezifischen Situation der Cross-Deckung des Partners oder des Nachgehens nach dem eigenen longline Smash.
 
Muss der Spieler nun entgegen der eigenen Erwartung sich in die jeweils anderen Richtung bewegen, ist ein Korrekturschritt und oft auch eine Drehung der Hüftachse notwendig – dies kostet Zeit und langfristig auch Kraft und Energie.
 
Schauen wir nun auf die gewählte Einzelsituation. Hier fragen wir uns zum Beispiel, welche Schlaglösungen werden erwartet oder auch provoziert und allgemein welche Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Stellungen.
 
Den Klassiker, welcher oft vermittelt wird, sieht man in Foto 1. Der Spieler hat im Ausfallschritt einen Netzdrop gespielt und macht einen flachen Sprung zurück und lauert nah am Netz zum eigenen gespielten Ball ausgerichtet. Man erkennt aber an den verschiedenen Markierungen, dass diese Position sehr eingeschränkt ist: Gelingt es dem Gegner den Ball doch noch ins Hinterfeld zu spielen, müssen erhebliche Drehungen durchgeführt werden (180°-Drehung in der Vorhandecke, 270°-Drehung in die Rückhandecke für eine optimale Stellung zum Ball). Dies kostet Zeit, Kraft und Energie. Optimal wird eben nur der gegnerische Stop direkt longline gedeckt – dementsprechend hoch muss also die Vorteilssituation sein.
 
Deckung nach Töten am Netz 1
  
Foto 2 ist etwas offener: durch eine kleine Variation, rechts ist immer noch vorne – sprich die eigene Rückhandecke am Netzt wird noch relativ offensiv ausgerichtet gedeckt - aber nicht so extrem in eben diese gedreht. Dadurch sind die Winkel für Drehungen ins Hinterfeld um 90° verringert, die „Links-vom-Kopf“-Ecke kann gegebenenfalls mit einem Auftakt und Chinasprung auch ohne große Drehung abgesprungen werden und selbst der Cross-Drop am Netz kann in der Mitte noch abgefangen werden.
 
Deckung nach Töten am Netz 2
 
Foto 3 zeigt für mich die interessanteste Position, die man z.B. oft bei dänischen Spitzenspielern im Herreneinzel sieht. Vermeintlich wird durch diese Ausrichtung die hintere Vorhandecke gedeckt, aber auch die anderen Spielfeldecken können bei Betrachtung der Druckpunkte im Verhältnis zum Körperschwerpunkt gut abgedeckt werden. Die gesamte Stellung sieht etwas nach einer Vernachlässigung des Netzbereiches aus und dementsprechend wird dem Gegner diese Lösung angeboten – „provoziert“, was aber bei dieser Art der Deckung kein Problem ist, wenn das Timing und die Blickausrichtung („heiß aufs Netz sein“) stimmt. Für größere Spieler reicht hier oft die schnelle Streckung des Armes und Schlägerkopfes zum Ball (grüne Linie) und der Abdruck über rechts und Schritt mit links, bei kleinen Spielern kann noch der Ausfallschritt im Sprung dazukommen, die nötige Drehung (gelber Pfeil) kann hier auch eher als Resultierende aus der Arm- und Schulterbewegung gesehen werden, die der sogenannte „Driver“ (engl. Treiber / Auslöser) der darunter liegenden Bewegung.
 
Deckung nach Töten am Netz 3
 
Alle Beinstellungen haben ihre spezifisch-situative „Daseinsberechtigung“. Die Unterschiede sind klein, aber fein und bedingen jeweils unterschiedliche taktische Spielideen, Ausrichtungen und Situationen – Technik und Taktik kann man eben nicht trennen, auch nicht in der Beinarbeit.
 
  

 

Viel Spaß beim Ausprobieren,

Diemo Ruhnow 

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